Rücktritt aus dem Grossen Rat

Heute Dienstag, 28. Juni 2022,  ist mein letzter Tag im Grossen Rat. Nach 25 Jahren, 2 Monaten (und 952 Sitzungen) trete ich heute zurück und mache einem jüngeren Nachfolger Platz.

Heute ist mein letzter Grossratstag! Ich trete zurück, obwohl meine Lust und mein Engagement für die politische Arbeit bis heute ungebrochen sind. Offensichtlich wurde dies von meinen Wählerinnen und Wählern, die mich immer wieder mit guten Resultaten bestätigt haben, honoriert, wofür ich mich herzlich bedanke. Nichtsdestotrotz habe ich mich bereits vor längerer Zeit entschieden, im Lauf dieser Amtsperiode zurückzutreten und einem jüngeren Nachfolger Platz zu machen. Ich wünsche meinem Nachfolger, Stefan Dietrich aus Bremgarten, alles Gute und viel Freude in seinem Amt. 

Als ich meine Arbeit in diesem Parlament vor 25 Jahren am 29.April1997 begonnen hatte, sassen im Grossen Rat noch zwei Amtsperioden lang 200 Grossrätinnen und Grossräte. Die SP war mit 48 Mitgliedern die grösste Fraktion. 

1997 herrschten noch andere Sitten: Fürs Abstimmen standen die Parlamentarier:innen auf und die vier Stimmenzähler:innen zählten aus. Jährlich fanden durchschnittlich 48 Grossratssitzungen statt. Führte die Reduktion auf 140 Mitglieder, eine Abstimmungsanlage und die Einführung der Wirkungsorientierten Verwaltungsführung WOV dazu, dass heute, trotz komplexer gewordener Vorlagen, nur noch halb so viel Sitzungen stattfinden?

In meiner Amtszeit fanden bis heute 952 Grossratssitzungen statt, von denen ich, mit wenigen Ausnahmen, alle besucht habe. Eine fast so grosse Anzahl Kommissionssitzungen kommen dazu. Mein Engagement galt schwergewichtig der Bildung und der Kultur und Letztere liegt mir besonders am Herzen. Das Ringen in den Kommissionen und im Grossen Rat um die richtigen Weichenstellungen und Entscheide für die Bevölkerung unseres Kantons sind eine grosse Herausforderung. Die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Menschen und die Auseinandersetzung mit Andersdenkenden ist anspruchsvoll und äusserst spannend. Das Grossratsamt würde ich jedem und jeder empfehlen. Es erweitert den Horizont und ist eine eigentliche Lebensschule. Trotz aller politischen Gegensätzen und harten Auseinandersetzungen erlebte ich fast ausnahmslos einen respektvollen Umgang untereinander und ich lernte viele Mitglieder des Parlaments kennen und schätzen. Die gegenseitige Wertschätzung ist die Grundlage unserer Demokratie.  Ich wünsche allen Grossrätinnen und Grossräten und auch dem Regierungsrat in ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit weiterhin ergiebige, faire und konstruktive Debatten, in denen sie - trotz unterschiedlicher Standpunkte - respektvoll miteinander umgehen, einander zuhören und schliesslich nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden. Und dies auch im Wissen darum, dass die Stärke des Volkes sich am Wohl der Schwachen misst.